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Künstliche Intelligenz im Treuhandsektor Schweiz und DACH-Raum: Playbook & Podcast

Der Treuhandsektor steht vor einer entscheidenden Transformation. Angesichts komplexer Gesetze, hartem Wettbewerb und einem Fachkräftemangel, der durch die Pandemie verschärft wurde, ist die Frage, was künstliche Intelligenz (KI) in diesem Bereich leisten kann, relevanter denn je. Insbesondere die Möglichkeit, bis zu 40 Wochenstunden an Arbeitszeit durch den Einsatz von KI zu sparen, wirft Fragen auf: Ist das realistisch oder handelt es sich um reines Marketing?
Der aktuelle Stand im Treuhandsektor
Die Notwendigkeit zur Digitalisierung ist für viele Treuhandunternehmen offensichtlich. Trotz des Drucks, die digitale Transformation voranzutreiben, zögern zahlreiche Unternehmen bei der Umsetzung. Dabei ist KI längst kein Zukunftsversprechen mehr, sondern ein konkretes Werkzeug, das in der Lage ist, alltägliche Herausforderungen im Treuhandwesen zu meistern.
Ein zentraler Aspekt, der häufig übersehen wird, ist die Frage, wo genau in einem klassischen Treuhandbüro die Zeit verloren geht. Die Kernaufgaben wie Buchhaltung, Lohnadministration und Steuerberatung sind oft repetitiv. Besonders auffällig ist die manuelle Belegverarbeitung, die im Durchschnitt bis zu zwei Minuten pro Beleg in Anspruch nimmt. Das klingt zunächst nicht viel, summiert sich jedoch erheblich über den Tag, die Woche und das Jahr.
Zeitersparnis durch Automatisierung
Die Analyse zeigt ein enormes Potenzial für Effizienzgewinne. Bei einem Musterportfolio von 50 typischen KMU-Mandaten könnten tatsächlich über 40 Stunden pro Woche eingespart werden. Diese Zahl ist beeindruckend und zeigt das Automatisierungspotenzial in Bereichen wie der Belegverarbeitung, wo bis zu 70 Prozent der Aufgaben automatisiert werden können. Auch die reine Dateneingabe bietet ein Potenzial von bis zu 80 Prozent.
Die Frage ist, wie diese Automatisierung konkret funktioniert. Hier kommt die OCR-Technologie (optische Zeichenerkennung) ins Spiel, die es KI-Systemen ermöglicht, Belege automatisch auszulesen. Anbieter wie Finmatics werben mit einer Genauigkeit von über 99 Prozent. Solche Zahlen erscheinen fast zu gut, um wahr zu sein, doch die Systeme sind lernfähig und verbessern sich kontinuierlich. Ein entscheidender Punkt ist die nahtlose Integration dieser Technologien in bestehende Softwarelandschaften wie DATEV oder SAP.Strategische Neuausrichtung durch KI
Der Einsatz von KI im Treuhandwesen zielt jedoch nicht nur darauf ab, Zeit zu sparen. Vielmehr ermöglicht die Technologie eine proaktive Beratung, die auf Echtzeitdaten basiert. Anstatt auf den Monatsabschluss zu warten, können Treuhänder Liquiditätsengpässe frühzeitig erkennen und entsprechende Maßnahmen einleiten. Dies eröffnet völlig neue Möglichkeiten in der Szenarioplanung und Steueroptimierung.
Die Rolle des Treuhänders verändert sich dadurch grundlegend. Er wird vom Verwalter von Vergangenheitsdaten zum strategischen Business-Coach. Um dieser neuen Rolle gerecht zu werden, sind neben digitalen Kompetenzen auch Fähigkeiten in der Datenanalyse erforderlich. Treuhänder müssen in der Lage sein, Zahlen zu interpretieren und strategische Empfehlungen abzuleiten.
Notwendige Fähigkeiten für die neue Rolle
- Digitale Grundkompetenz: Treuhänder müssen sich mit modernen Technologien und Softwareanwendungen auskennen.
- Datenanalyse: Die Fähigkeit, Finanzdaten zu analysieren und zu interpretieren, wird immer wichtiger.
- Soft-Skills: Empathie im Kundengespräch und strategisches Denken sind entscheidend, um die neue beratende Rolle erfolgreich auszufüllen.
- Kommunikationsfähigkeit: Klare und verständliche Kommunikation ist unerlässlich, um komplexe Daten und Strategien zu vermitteln.
Die Transformation im Treuhandbüro
Die Einführung neuer Systeme erfordert einen klaren Plan und die Einbindung der Mitarbeiter. Change Management spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Ängste und Vorbehalte müssen abgebaut werden, um die Akzeptanz für die neuen Technologien zu fördern. Zudem muss die gewählte Technologie den rechtlichen Rahmenbedingungen entsprechen, insbesondere in Bezug auf Datenschutz und Compliance.
Die Qualität der Daten ist ebenfalls ein entscheidender Faktor. Das Prinzip „Garbage in, Garbage out“ gilt besonders für KI-Systeme. Wenn die Basisdaten nicht stimmen, kann die KI keine brauchbaren Ergebnisse liefern. Dennoch bleibt der Mensch in der Verantwortung. Die Integration von KI sollte nicht als Bedrohung, sondern als Unterstützung gesehen werden.
Fazit: Eine Symbiose von Mensch und Maschine
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass KI den Treuhänder nicht ersetzt, sondern seine Rolle aufwertet. Die Automatisierung von Routineaufgaben schafft Freiraum für hochwertige, strategische Beratung. Der Wandel im Treuhandwesen ist unaufhaltsam. Wer proaktiv handelt und die Möglichkeiten von KI intelligent nutzt, kann sich als strategischer Partner für seine Mandanten positionieren.
Letztlich bleibt die Frage: Wie könnte sich die Art der strategischen Beratung, die Sie von Ihrem Treuhänder erwarten oder selbst anbieten, fundamental verändern, wenn KI nicht nur Zeit spart, sondern auch tiefere und schnellere Einblicke ermöglicht? Denken Sie darüber nach und nutzen Sie die Chancen, die die Digitalisierung bietet.